Storytelling Tipps ✍️

Wie erzähle ich eine gute Geschichte? Wie fange ich überhaupt an? Folge uns auf Instagram oder Youtube, um jede Woche einen neuen Storytelling Video-Tipp zu bekommen! Hier schon mal der Erste, vom Schweizer Grossautor Franz Hohler:

💬

Storytelling Tipp von der preisgekrönten Illustratorin und Geschichtenerzählerin Doris Lecher

Was braucht es für eine gute Geschichte? Immer das Gleiche, nämlich:

Einen Anfang – eine Mitte – einen Schluss

Das klingt super banal, ist es auch. 

Nur, einen stimmigen, schmissigen Anfang zu finden ist alles andere als banal. Auch die Mitte, die Zuspitzung des Problems, den Spannungsbogen originell zu gestalten, ist eine Herausforderung. Und auf ein gutes Ende zu kommen, mit der Auflösung des Problems, womöglich mit Überraschung und Twist, das ist echte Knochenarbeit und kann Wochen dauern. 

Es braucht also eine grosse Portion Durchhaltekraft und, ganz wichtig, auch einen «gefrässigen Papierkorb». Laut Otfried Preussler ist der das wichtigste Haustier eines Autors.

Für euer eigenes Storrytelling wünsche ich euch also ein bisschen Glück, viel Sitzfleisch und ganz viel Glauben an euch selbst, selbst wenn ihr euer gefrässiges Haustier zu Beginn überfüttern müsst.

Steckbrief Doris Lecher

Doris Lecher, geboren 1962 in Zürich, hat Illustration an der Parsons School of Design in New York studiert. Seither hat sie zahlreiche Bilderbücher und Lehrmittel geschrieben und illustriert. Sie lebt in Oberwil bei Basel mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern.

💬

Storytelling Tipp von Bestseller-Autor Stefan Bachmann

Oft heisst es: "Schreib über das, was du kennst". Ein guter Rat. Aber genauso spannend kann es sein, über das zu schreiben, was du noch nicht so gut kennst, über das, was du besser kennenlernen möchtest.

Versuche mal aufzuschreiben, was die grössten Fragen in deinem eigenen Leben sind. Was macht dich besonders neugierig? Was verstehst du noch nicht ganz, möchtest es aber verstehen? Das kann eine Frage über die reale Welt sein, über dich selbst, über eine Situation, die du einmal gesehen oder erlebt hast und die dir sehr geheimnisvoll erschien. Dann versuche mal, diese Fragen zu beantworten. Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Wichtig ist nur, dass du dir eine Antwort vorstellen kannst. Vielleicht wirft deine Antwort weitere Fragen auf? Und schon bist du mitten in einer Story.

Und - obwohl das kein Schreibwettbewerb ist, und du am Ende, das Ganze laut erzählen wirst - schreib deine Geschichte am besten trotzdem auf. Aufschreiben hilft, um Klarheit zu verschaffen und Ideen auszutüfteln.

Storytelling Tipp: Fragen stellen, neugierig sein, viel aufschreiben, und immer über das erzählen, was für dich selbst am spannendsten ist.

Steckbrief Stefan Bachmann

Stefan Bachmann ist ein schweizerisch-US-amerikanischer Autor von Romanen und Kurzgeschichten. Mit 19 erschien sein erstes Buch, Die Seltsamen, das sowohl in den USA als auch in der Schweiz auf den Bestsellerlisten gelang. Seither arbeitet Bachmann als freischaffender Schriftsteller. Er studierte Zeitgenössische Komposition und Theorie an der Zürcher Hochschule der Künste und ist Autor von mehreren Büchern für Kinder und Jugendliche, sowie von Hörspielen, Artikeln, und Kurzgeschichten. Seine Werke wurden in 16 Länder publiziert und für verschiedene Preise nominiert.

Webseite

💬

Storytelling Tipp von der preisgekrönten Illustrator und Cartoonist Oskar Weiss

Für die Sommerferienwoche im Tessin, die wir mit unseren beiden Enkeln im Ferienhäuschen
verbringen wollten, war heisses Badewetter angesagt. Für alle Fälle zog ich vor der Abreise ein altes Jugendbuch aus dem Regal im Estrich und packte es mit dem aufblasbaren Krokodil, den Flip Flops und einigen Spielen in den Koffer. Tom Sawyer von Mark Twain reiste also mit uns in den Süden, in der Hoffnung, von mir vorgelesen zu werden. Man weiss ja nie.

Ich war 9 Jahre alt, – wie Yélise – als mir meine Mutter diesen Klassiker schenkte. Mit 11 Jahren – wie Lionel heute – hatte ich die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn schon zum zweiten Mal gelesen, besser gesagt: verschlungen. Nun war ich gespannt, ob die Jungen bereit waren, ihrem Grossvater trotz Sommerhitze das Vergnügen zu bereiten, aus dem bereits etwas vergilbten Buch vorlesen zu lassen und auch zuzuhören. Zu meiner stillen Freude fruchteten meine Verführungskünste in Sachen Literatur.

Nach einer kurzen Einführung in Zeit und Ort der Geschichte, mit Beispielen der Veränderung der
Gesellschaft und ihrer Sitten seit 150 Jahren und den unveränderten Grundeigenschaften der
Menschen, setzten wir uns zu dritt auf einen bequemen Diwan und begannen die spannende Reise durch die 224 Seiten meiner deutschen Ausgabe. Die jungen Zuhörer lauschten still, wie ihr
Grossvater lustvoll vorlas.

Ich kam mir fast wie ein Schauspieler im Radio vor. Nach dem ersten
Kapitel war ich mir aber nicht sicher, wie die Kinder den köstlichen Beginn der Geschichte
aufgenommen hatten. Ihr emotionsloses Zuhören verriet mir nicht, ob sie mit dem Geschehen etwas anzufangen wussten, ob es für sie, als eine andere Generation, fremd war oder ob sie sich einfach auf das Neue stark konzentrierten. Ab dem dritten Tag merkte ich, dass sie die Geschichte nicht mehr los liess, da sie mich drängten, ein nächstes Kapitel vorzulesen. So entwickelten sich Tom Sawyers Abenteuer zu unserem täglichen Lesespass. Und ich war mächtig stolz, dass wir den Schlusspunkt der Geschichte pünktlich vor unserer Abreise aus den Ferien erreichen konnten.

Als erwachsener Erzähler wurde mir der raffinierte dramatische Aufbau dieses Werkes erst richtig bewusst. Das kleinbürgerliche Leben eines amerikanischen Provinzstädtchens wird durch die Streiche eines Freiheit und Abenteuer liebenden Jungen etwas bunter. Bis ein grausiges Verbrechen die heitere Geschichte zu einem Kriminalroman werden lässt. Hatte Tom bis anhin nur Flausen im Kopf, entwickelt er unerwartete Charakterstärken wie Mut, Zivilcourage und Mitgefühl, ohne seine Kinderfantasien zu verlieren. Sogar um einen Hauch von Liebesdrama kommt er nicht herum. Vor allem begeistert mich der feine Humor, der mir dieses Buch, nebst der spannenden Handlung, so lieb macht. Mark Twains Schmunzeln spürt und geniesst man immer wieder in den Beschreibungen poetischer Stimmungen oder brenzliger Situationen und wird spöttisch bei satirischer Gesellschaftskritik.

Storytelling Tipp: Man kann eine Menge darüber lernen, was eine gute Geschichte ausmacht, wenn man selbst viele gute Geschichten liest. Schaue deine Lieblings-Stories genau an und versuche herauszufinden, warum sie so wirkungsvoll sind.

Steckbrief Oskar Weiss

Der Illustrator und Grafiker Oskar Weiss
entdeckte schon früh seine Leidenschaft
für das Zeichnen und im Alter von 18 Jahren konnte er erstmals Bilder in einer kleinen Ausstellung präsentieren.
 
Von 1963 bis 1968 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Zürich Grafik. Nach seiner Ausbildung machte er sich 1969
als Zeichner selbständig. Seine Zeichnungen wurden in zahlreichen Printmedien abgebildet,
darunter "Die Weltwoche", "Berner Zeitung BZ", "Nebelspalter" und "Neue Zürcher Zeitung NZZ". Zudem schrieb er als Autor auch mehrere Bücher für Erwachsene und Kinder, die grosse Beachtung fanden.

Webseite

Es kommt noch mehr. Folgt uns auf Instagram und Youtube für wöchentliche Storytelling Tipps!